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Freitag, Februar 05, 2010

Der ganz normale Reggae-Rassismus

Fiese Überschrift, gell.
Wenn ich mir die halbwüchsigen Massen im Tam-Tam (für alle Auswärtigen: Reggae-Kneipe in Landshut, günstig gelegen und mit Kickerkasten ausgestattet. Gehört einem Freund, weshalb wir ab und an vorbeischauen, obwohl dort Reggae gespielt wird) so anschaue, wie sie so mit weltoffenem Blick, lustigen Mützen und halbhohen Hosen ihre wahlweise wohlfrisierten oder alternativ verflitzten Gymnasiastenköpfchen zum Reaggae-Takt wiegen (gibt es eigentlich einen zweiten Reggae-Takt? Oder echt nur einen?), stelle ich mir oft die Frage:
Wer ist eigentlich schlimmer von rassischen Vorurteilen geplagt? Der konservativ erzogene Bub vom Lande, dem "Neger" schon immer suspekt waren, schon allein weil der Opa ihnen nicht traute ("beim Führer gab's keine Neger!")? Oder der oben bereits erwähnte Multikulti-Hofberg-Checker, der alle Farbigen supercool und chillig findet und jeden Schwarzen am liebsten mit "Yo Mann alles klar, Alter!" und einer Umarmung begrüßen würde?
Dass das Resultat ein deutlich unterschiedliches ist muss nicht erwähnt werden; während ersterer leicht in fiesere Unzufriedenen-Kreise abrutschen kann ("Wer ist schuld dran, dass ich dumm und hässlich bin? Die Ausländer, ganz klar!"), was durchaus deutlich negative Auswirkungen auf unsere Mitbürger ausländischer Herkunft haben kann, habe ich bisher noch nichts davon gehört, dass ein Farbiger von Reggae-Fanbois zu Tode gekuschelt wurde.
Und doch ist es im Grund dasselbe Problem: So mancher bleichhäutige Dreadkopf würde sich wohl wundern, wie wenig Schwarze Wert darauf legen, von Wildfremden mit Handschlag und "Ey Mann, assklar" begrüßt zu werden (Tipp: Einfach mal die Börse besuchen und einen farbigen Börsenmakler ansprechen. Oder nach Wahl mal ein amerikanisches Ghetto besuchen. Sowas korrigiert vernebelte Weltanschauungen dann doch rapide).
Auch wenn das Bild, das diese Kiffkinder (ich scheue mich immer davor, solche Käseköpfe als "Reggae-Fans" zu bezeichnen) von Schwarzen haben, als eher positiv (nennen wir es "wohlwollend") zu bezeichnen ist, reduziert es Farbige doch auf die Rolle als ständig zugedröhnte Teddybären, die ständig gute Laune haben, kaum Englisch können und immer ganz dufte Musik machen. Und das ist dann im Endeffekt auch kaum besser als jedes andere Vorurteil, weil es den Menschen nicht als Individuum achtet, sondern ihm allein aufgrund seines Aussehens Eigenschaften zuordnet. Dass die Reaggae-Industrie durch das Fördern des oben erwähnten Bilds vom immer höchst entspannten farbigen Musiker ihren Teil dazu beiträgt steht auf einem anderen Blatt, aber diese gewollte Image-Stereotypisierung durch die Medien (siehe auch das Bild des Schwarzen im Rap) muss man ja nicht zwangsläufig fressen und absorbieren.
Im Endeffekt ist es egal, ob auf Hautfarbe basierende Vorurteile negativ oder positiv sind, es bleiben Vorurteile. Und Vorurteile machen immer Probleme.

2 Kommentare:

Skeltem hat gesagt…

Ich stelle fest: Du hast Vorurteile gegen Reggae-Hörer. :P

Heretikeen hat gesagt…

Bitte nicht "Reggae-Hörer" ... ich gehe mal stark davon aus, dass es auch Reggae-Hörer gibt, die nicht in diesem Klischeesumpf vom tuffigen Reggae-Kiffonkel feststecken.