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Montag, Februar 08, 2010

Deutschland sucht das Literatur-Genie

http://www.gefuehlskonserve.de/axolotl-roadkill-alles-nur-geklaut-05022010.html

Kurz: Berliner Wunderteenie wird mit Debut zum Liebling der Rezensenten, vergisst aber irgendwie zu erwähnen, dass ihr Buch erheblich von einem Underground-Buch beeinflusst wurde und sie sogar Passagen aus diesem beinahe wörtlich übernommen hat.

Das mag jetzt zwar hart klingen, aber: Was soll das Mädchen denn bitte anderes machen? Wenn es eine Krankheit gibt, mit der wohl so ziemlich jeder moderne Teenager infiziert ist, dann doch wohl Morbus Superstar (im Volksmund auch "Maßlose Selbstüberschätzung in Verbindung mit zeitgleicher absoluter Absenz jeglichen Talentes"). Und diese Krankheit verlangt eben, dass man sein subjektiv als einzigartig wahrgenommenes Talent auch auf großer Bühne auslebt ... zumindest bis Herr Bohlen und die RTL-Zuschauer genug Spaß an einem gehabt haben.

Das Problem: Nicht jeder Teenager sieht gut genug aus für die Welt der glitzernden Sterne (oder ist dermaßen neben der Spur, dass Bohlen & co ihn zumindest für ein kurzes, unterhaltsames Schlachtfest missbrauchen können), und vor allem: Was macht man bitte als Teenie mit Realschulabschluss?

Eine Möglichkeit: Man biedert sich zuerst mit diversen Werken in der Berliner Szene an ("uh, so jung und schon so schriftstellerisch!", möglicherweise auch gekoppelt mit dem "sieht nicht gut aus, muss Talent haben", von dem eine Menge Schauspieler bestens leben) und klaut sich dann aus verschiedensten Quellen einen Roman so zusammen, dass er zu einer voll krass radikalen 16/17-Jährigen passt, immer schön am Rockzipfel einer ebenfalls voll krass radikalen C. Roche hängend, was das Vokabular und den Ausdruck angeht.

"Das ist ja kein Tagebuch oder ein aus Überdruck entstandener Bekenntnisroman. Es ist ein Experiment", sagt die Autorin.

Jau ... ein Experiment darin, wie dreist man sich heutzutage im unübersichtlichen Wust von Neuveröffentlichungen bei anderen Autoren bedienen darf, ohne dass es jemand merkt. Schlimm genug, dass heutzutage auf jeden Bestseller fünfhundertompfzig Plagiate folgen, aber die meisten Autoren dieser Machwerke halten wenigstens brav den Kopf unten und verzichten darauf, sich in der Öffentlichkeit als superoriginelle Jung-Genies feiern zu lassen.

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