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Freitag, Oktober 28, 2011

Ein Lied von Eis und Feuer. Und Planlosigkeit.

Es war einmal ein überaus talentierter Fantasy-Autor, dem mit dem ersten Band seiner geplanten Trilogie ein richtig großer Wurf gelungen war: In einer Zeit, in der Fantasy langsam, aber sicher im elenden Sumpf der Orks-Elfen-Zwerge-Magie-Ritter-Groschenromane versank, bot "A Game of Thrones" epische Unterhaltung voller Intrigen, ausgefeilter Charaktere und vor allem einer Schonungslosigkeit, die bis dato im Bereich der Fantasy nicht oft erreicht wurde. Ja, es starb sogar einer der Hauptcharaktere, und das ohne große Vorankündigung.
Auch in den Büchern zwei und drei, die im Zweijahrestakt folgten, machte sich Meister GRR Martin keine Schande: Er trieb seine Geschichte um Westeros zwar behäbig, aber doch zielstrebig voran, und bis auf ein paar vereinzelte Storystränge war kaum ein Haar in der Suppe zu finden.
Doch leider hatte Martin irgendwann dazwischen eine grandiose Idee: Es sollten nicht drei, nein vier, dann mehr, und mittlerweile sieben Bücher werden. Weil die Geschichte halt so unglaublich episch ist.

Wäre er doch nur so ehrlich gewesen zu sagen, "weil ich keine Ahnung habe, wie ich diese Geschichte zuende bringen soll". Es wären uns ein mittelmäßiges (A Feast for Crows) und ein mehr oder weniger komplett überflüssiges (A Dance with Dragons) Buch erspart worden.

Ein deutliches Zeichen war, dass zwischen dem dritten und vierten Buch fünf, zwischen dem vierten und fünften sogar sechs Jahre liegen. Und Leser von Martins Blog wissen, wie unglaublich angepisst der Autor mitunter war, dieses verdammte fünfte Buch schreiben zu müssen. Und Ihr Götter, man merkt es. Wo in Band vier hauptsächlich das fast schon zur Sucht gewordene maschinelle Weggemetzle von Charakteren stört, leidet Band fünf an einer deutlich schlimmeren Krankheit:

So schön es am Anfang noch ist, bekannte Charaktere wiederzusehen, so schnell bemerkt man, dass sich eigentlich nichts tut. Da wird hin- und hergereist, neue Charaktere werden eingeführt und nach Martin-Manier wieder verabschiedet - und fast wie als Hohn muss natürlich auch einer der Hauptcharaktere wieder dran glauben. Weil man seine Markenzeichen ja auch weiter pflegen muss. Nur wirkt eben jener Tod so dermaßen aufgesetzt und herbeigekünstelt, dass man als Leser fast schon ungläubig lachen will.

Martin wirkt mitunter wie ein RPG-Spielleiter, der nach etlichen Jahren keinen Bock mehr auf seine Kampagne hat, aber ständig dazu gedrängt (und dafür bezahlt) wird, doch noch ne Partie zu leiten. Nur, dass er halt (um im Bild zu bleiben) mittlerweile eine andere Kampagne leitet, die ihm weitaus mehr Spaß macht (Wild Cards).

Mein Wunsch wäre es, dass Martin endlich dazu stünde, dass er sich mit A Song of Ice and Fire übernommen hat. Das wäre zum einen angenehm aufrichtig, und zum anderen würde es uns ein weiteres Dahinsiechen dieser so großartigen Trilogie ersparen. Warum nicht einen Wettbewerb starten, in der Fans ihre Story-Ideen einreichen (mit Verzichtserklärung, versteht sich), damit Martin die besten auswählen und mit ihnen seine Geschichte zu einem befriedigenden Ende bringen kann. Denn schreiben, das wird keiner bestreiten, kann er. Es fehlen ihm nur die Ideen.

Besonders offensichtlich wird es, wenn man sich direkt nach dem Lesen des fünften Bandes die grandiose HBO-Serie zum ersten Buch zu sich führt, in der sich die (relevanten) Ereignisse nur so überschlagen. Da bemerkt man erst wieder, auf was für einem gigantischen Fundament dieses schäbige Kartenhaus einst errichtet wurde. Ich bin wirklich gespannt, womit genau man die 10 Stunden für die fünfte Staffel (die dann die Verfilmung des fünften Buches sein wird) füllen will.

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