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Samstag, Juni 30, 2007

B. Elton: Chart Throb

Ich muss zugeben, dass ich für den guten alten Ben Elton schon immer einen Platz in meinem Herzen reserviert hatte, mal abgesehen von seinen eher mageren Erstwerken in Romanform ("Stark"); Elton gehört außerdem neben Auster zu meinen "meistverschenkten" Büchern. Daher fand ich es auch sehr bedauerlich, dass seine letzten Bücher entweder zu gezwungen in den Gewässern eines Irvine Welsh wildern wollten ("Past Mortem") oder einfach nur gefährlich nah an der Grenze zur Belanglosigkeit dahinvegetierten ("The First Casualty"). Wo waren die superbissigen Realsatiren wie "Popcorn" oder "Dead Famous" geblieben?
Und meine Gebete wurden erhört. In "Chart Throb" nimmt sich Elton den "Talent"-Shows à la "Deutschland sucht den Superstar" an (Ja, liebe Kinder, das Schema "Jury aus 'Fachmann', 'originelle Person' und 'fieser aber lustiger Kerl'" hat nicht erst der liebe Herr Bohlen erfunden), und es zeigt sich, dass der zweifellos extrem talentierte Elton nur ein griffiges Thema braucht, um komplett zu explodieren.
Selten, ganz selten, habe ich ein Buch gelesen, das mich dermaßen unterhalten hat. Ben Elton zieht ein riesiges Aufgebot an unglaublichen Charakteren aus dem Hut, lässt sie den Prozess der Casting-Show von Anfang bis Ende durchschreiten, jongliert mit einem Bündel Handlungen und Nebenhandlungen und zeigt dabei beinahe nebenbei die Abgründe hinter diesem öffentlichen Auspeitschen künstlich hochgezüchteter Egos.

Ein Wort: grandios. Würde es dieses Buch schon auf Deutsch geben, ich würde wahrscheinlich wieder eine Verleih-Aktion wie mit Steppenwolf starten (Flo: Lies es endlich oder gib's zurück). So bleibt nur zu hoffen, dass eine Übersetzung baldmöglichst folgt.

10 von 10 Punkte. Keine Diskussionen; hey, sogar der Schluss ist halbwegs gut gelungen, und von sowas träumt man doch heute schon gar nicht mehr.

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