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Donnerstag, Juni 14, 2007

S. Lenz: Deutschstunde

"Deutschstunde" ist ein passender Titel für dieses Buch, das die meisten wohl entweder aus dem Deutschunterricht oder eben gar nicht kennen. Naja, Bibliothek der SZ macht es möglich: Ich kenn's nun auch, und das unabhängig von der Schule.

Nachkriegsliteratur ist ein sehr heikles Thema für mich... sicherlich war sie zu ihrer Zeit wichtig, um das Thema in der Öffentlichkeit, aber mehr noch für die Schrifsteller persönlich zu behandeln. Und so war ich auch lange Zeit der Meinung, dass das Verfassen von Nachkriegsliteratur zwar sicher wichtig und wertvoll, das Lesen aber absolut unnötig ist. Und dieser Ansicht bin ich auch heute noch zum Großteil.

Sehr grob umrissen geht es in "Deutschstunde" um fanatische Pflichterfüllung und blinden Gehorsam, jedoch bietet das handwerklich übrigens phantastisch gestaltete Buch noch weitere Ebenen. Der Traum eines jeden Deutschlehrers: Verschiedene Handlungsstränge, klar definierte Charaktere, Bezüge zum Zeitgeschehen... alles bietet sich förmlich für eine Zerklaubung und Zerkauung an.

Stilistisch und auch vom Handlungsort (norddeutsche Küste) ähnelt das Buch der "Danziger Trilogie" von Grass, dem Juwel, das der Künstler vor seinem Abdriften in aufgesetzten Hypersymbolismus der Welt geschenkt hat. "Deutschstunde" überrascht mit einer sehr flüssigen Schreibe, sanften humoristischen Einladen und einer trotz des relativ wuchtigen Umfangs des Buchs doch recht gestrafften Handlung.

Empfehlenswert? Für den Leser von heute wohl nur noch bedingt. Wer jedoch die Zeit und Muse mitbringt, sich durch die rund 500 Seiten zu fressen, und dabei ohne großes Kino auskommen kann, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt.

7 von 10 Punkte

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